Newsletter Dezember 2023
Newsletter Dezember 2023
1. Neues von der Generalkonferenz der UNESCO
UNESCO verabschiedet Weltbildungsempfehlung
Eine Weiterentwicklung der berühmten -74er Empfehlungen!
Die „Empfehlung zur Bildung für Frieden, Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung“ wurde einstimmig verabschiedet. Der Völkerrechtstext gilt schon heute weltweit als Fahrplan für die Bildungspolitik im 21. Jahrhundert. Der Text enthält zum Beispiel einen zwischen allen Staaten der Welt vereinbarten Kanon von zwölf Kompetenzen, die Bildung vermitteln sollen. Das Dokument basiert auf der Weltbildungsempfehlung der UN-Organisation aus dem Jahr 1974, die über Jahrzehnte hinweg wegweisend war für die Entwicklung internationaler Grundsätze und Standards in der Bildung.
Wir wünschen uns sehr bald eine autorisierte deutsche Übersetzung!
UNESCO übernimmt Schirmherrschaft über ein Institut der HNE Eberswalde
Die UNESCO-Generalkonferenz hat auf Antrag Deutschlands einstimmig eine Schirmherrschaft über das Biosphere Reserves Institute der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde in Brandenburg beschlossen. In der achtjährigen Schirmherrschaft wird für das Institut ein international besetztes Steuerungsgremium eingerichtet, das seine Arbeit künftig mitgestaltet und die Einrichtung noch besser in die internationale Forschungslandschaft integrieren soll. Das Biosphere Reserves Institute der HNEE wurde 2019 gegründet und bietet seit 2020 das erste englischsprachige Master-Programm zu Biosphärenreservaten weltweit sowie ein Promotionskolleg in Zusammenarbeit mit der Leuphana Universität Lüneburg zum Thema an.
Das Berliner Komitee plant einen Besuch in der HNEE und den Aufbau einer Kooperation zwischen den Hochschulgruppen.
Zwei wichtige politische Resolutionen
Eine Resolution zur Situation im Gazastreifen griff die Resolution der Vereinten Nationen vom 28. Oktober auf und beschloss ein Unterstützungsprogramm für die betroffenen Palästinenserinnen und Palästinenser.
Eine weitere Resolution verurteilte einmal mehr den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und dankte der UNESCO für ihre Unterstützung für die Ukraine.
Neue UNESCO-Welttage
Es wurden mehrere Welttage beschlossen: Ein Welttag des Immateriellen Kulturerbes am 17. Oktober, ein Welttag zum digitalen Lernen am 19. März, ein Welttag des Programmierens am 29. Oktober, ein Welttag des Messwesens am 20. Mai und ein Welttag der westafrikanischen Soninke-Sprache am 25. September.
Zudem erinnert die Generalkonferenz an den 300. Geburtstag von Immanuel Kant am 22. April 2024.
2. Weltbildungsbericht in Berlin vorgestellt
Mit der Verabschiedung der Globalen Nachhaltigkeitsagenda hat sich die Weltgemeinschaft verpflichtet, bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sicherzustellen, also die bestmögliche Förderung jeder und jedes einzelnen Lernenden zu gewährleisten. Die UNESCO koordiniert die Umsetzung dieses Ziels, evaluiert die Fortschritte und veröffentlicht jährlich den Weltbildungsbericht. Die Deutsche UNESCO-Kommission gibt eine deutsche Kurzfassung heraus, die in diesem Jahr Ende November in Berlin vorgestellt wurde.
Die aktuelle Ausgabe des Berichts widmet sich dem Einsatz von Technologie im Bildungsbereich. Bei einer gemeinsamen Veranstaltung des Auswärtige Amts, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der Deutsche UNESCO-Kommission diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der drei Ministerien und der Kultusministerkonferenz mit Bildungsfachleuten über die Bedeutung des Berichts für Deutschland und die Welt.
Der im Juni erschienene Weltbildungsbericht mahnt unter anderem verbindliche Regeln für die Entwicklung und den Einsatz digitaler Technologien im Bildungsbereich an, wie etwa Künstlicher Intelligenz. Grundsätzlich sei der Nutzen von Digitaltechnologien für den Unterricht bislang noch zu wenig erforscht. Vor allem mangele es an belastbaren Daten aus unabhängiger Quelle. Die Praxis zeige jedoch, dass Technik allein keinen positiven Effekt auf das Unterrichtsgeschehen habe und bereits bestehende Ungleichheiten sogar verstärken könne. Entscheidend sei die Frage, wie verfügbare Soft- und Hardware pädagogisch sinnvoll in das Unterrichtsgeschehen integriert werden kann.
Der Weltbildungsbericht in englischer Lang- sowie in deutscher Kurzfassung kann auf der Webseite der Deutschen UNESCO-Kommission eingesehen werden: www.unesco.de.
3. Materielles Welterbe
Die Waldsiedlung Zehlendorf als mögliche Erweiterung der UNESCO-Welterbestätte „Siedlungen der Berliner Moderne“ auf deutsche Tentativliste aufgenommen.
Mit der Waldsiedlung Zehlendorf als Erweiterung der UNESCO-Welterbestätte „Siedlungen der Berliner Moderne“ konnte Berlin erfolgreich einen Vorschlag auf die nationale Tentativliste (Anmeldeliste) zur Aufnahme in die UNESCO-Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt setzen. Dieses Ergebnis hat die Kulturministerkonferenz nach ihrer Sitzung am 4. Dezember 2023 bekanntgegeben. Der Waldsiedlung wurde somit das Potential zum Welterbe anerkannt, mit dem sie zukünftig zu einer ausgewogenen und glaubwürdigen Welterbeliste beitragen könnte.
Das Vorschlagduo Karl-Marx-Allee und Interbau 1957 wurde dagegen durch einen international besetzten Fachbeirat abgelehnt. Das ebenfalls vom Land Berlin verfolgte Vorhaben, die Gebiete der Karl-Marx-Allee und der Interbau 1957 als UNESCO-Welterbe vorzuschlagen, war nicht erfolgreich. Die Kulturministerkonferenz folgt mit ihrem Beschluss dem Bericht des eigens von ihr eingesetzten internationalen Fachbeirat, der zu den insgesamt 21 Vorschlägen aus den Bundesländern Stellung genommen hat. Der Bericht ist in Kürze auf der Website der KMK abrufbar.
4. Immaterielles Kulturerbe
Der Zwischenstaatliche Ausschuss zum Immateriellen Kulturerbe entscheidet jährlich über die Aufnahme neuer Kulturformen in die UNESCO-Listen. In diesem Jahr tagt der Ausschuss zwischen dem 4. und 9. Dezember in Kasane, Botswana. Mehr als 50 Kulturformen sind 2023 für die drei internationalen Listen des Immateriellen Kulturerbes nominiert.
Mit dem Hebammenwesen, der Manuellen Glasfertigung und der Traditionellen Bewässerung wurden 2023 drei Beiträge mit deutscher Beteiligung zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Deutschland verzeichnet damit insgesamt zehn Einträge auf den UNESCO-Listen.
Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Die UNESCO unterstützt den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt gelebter Kultur seit 20 Jahren. Das Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes wurde 2003 von der Generalkonferenz der UNESCO in Paris verabschiedet. Bis heute haben 181 Staaten den Vertrag ratifiziert. Deutschland gehört der UNESCO-Konvention seit 2013 an.
Aus Anlass dieses „Doppeljubiläums führte das Berliner Komitee für UNESCO-Arbeit in Kooperation mit der Humboldt-Universität eine Veranstaltung unter dem Titel „Immaterielles Kulturerbe der Menschheit“ durch. Die Dokumentation dieser Veranstaltung ist hier abrufbar:
5. UNESCO-Clubs in Deutschland
Das Berliner Komitee für UNESCO-Arbeit ist Mitglied im Forum der UNESCO-Clubs in Deutschlands. Bei aller Unterschiedlichkeit in Programm und Aktivitäten sind die acht verbliebenen Clubs durch die Arbeit an den Zielen der UNESCO miteinander verbunden. Sie haben eine gemeinsame Webseite auf der sich jeder Club vorstellt: www.unesco-clubs.de, und unterstützen gemeinsam ein Projekt in Tansania, die „One World Secondary School Kilimanjaro“. Die Koordination dieser Clubs wechselt in regelmäßigen Abständen. Für die kommenden zwei Jahre liegt diese Koordination beim Berliner Komitee. Folglich findet die nächste Herbsttagung der Clubs im Oktober in Berlin statt. Hier bietet sich eine Gelegenheit, UNESCO-Arbeit z.B. aus Kulmbach, Essen-Kettwig oder Aachen kennenzulernen und die Verbindungen zum Nachbarclub Joachimsthal aufzufrischen.
Angelika Hüfner
Bild zur Meldung: Newsletter Dezember 2023
Mehr Meldungen finden Sie [hier] im Archiv.